Daten zur Hochschulinternationalität: Auswertungstools strategisch nutzen

Um ein internationales Portfolio aufzubauen, müssen Hochschulen mit vielen verschiedenen Zielgruppen in den Dialog treten. Zahlen und Statistiken liefern dafür wertvolle Hinweise und helfen, die eigene Hochschule strategisch auszurichten. Der DAAD bietet verschiedene Auswertungstools an, die den Zugang zu wichtigen Daten rund um die Internationalisierung erleichtern.

Autorin: Barbara Ward (19. Mai 2021, aktualisiert im April 2022)

Hochschulmitarbeiter sitzen an einem Konferenztisch mit Laptops, Tablets und Smartphones
© Blue Planet Studio/AdobeStock

Wissenschaft weltoffen: Trends in der Internationalisierung

Schon seit zwanzig Jahren gibt es die Publikation Wissenschaft weltoffen. Sie liefert kontinuierlich Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland. Auf der dazugehörigen Website können Mitarbeitende von Hochschulen auf die relevanten Daten zugreifen. Außerdem liefert das Portal vertiefende Informationen. Dabei ist die zentrale Frage, wie sich die akademische Mobilität von Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Fokus auf Deutschland entwickelt.

Die Daten sind in vier Kapitel aufgeteilt:

  • Internationale Studierende in Deutschland
  • Deutsche Studierende im Ausland
  • Internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland
  • Deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Ausland

Ein fünftes Kapitel ergänzt den Zahlenbestand um die globale Perspektive, damit die Zahlen im internationalen Gesamtkontext eingeordnet werden können.

Wissenschaft weltoffen bietet damit eine Systemsicht, nämlich den Blick auf das deutsche Hochschul- und Forschungssystem. Differenziert wird zwischen Hochschularten, Fächergruppen oder Abschlussarten, aber nicht zwischen einzelnen Hochschulen. Die Daten und Grafiken ermöglichen es also, auch durch die Kommentierung und Interpretation in den begleitenden Texten, Entwicklungen und Trends der Internationalisierung nachzuvollziehen: Wie groß ist der Anteil der deutschen Studierenden, die im Ausland studieren? Wie erfolgreich ist Deutschland darin, internationale Talente für das eigene Land zu gewinnen? Welche anderen Länder spielen als Gastländer für internationale Studierende und Forschende eine wichtige Rolle?

Alle Abbildungen aus Wissenschaft weltoffen können im Rahmen einer Creative-Commons-Lizenz für Publikationen online wie offline kostenlos verwendet werden. Die Daten hinter den Abbildungen lassen sich über Download-Links in der PDF-Version sowie über die Website als Grafik- oder Excel-Dateien herunterladen. Eine Servicestelle berät Hochschulen zudem bei zusätzlichen Auswertungen der in Wissenschaft weltoffen verwendeten Daten oder führt diese selbst durch.

Fokus auf kontinuierliche Daten

Wissenschaft weltoffen wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) erstellt. Die Zahlen stammen überwiegend vom statischen Bundesamt und von der UNESCO. Zur Analyse der Förderung von Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern führt das DZHW eigene Abfragen bei den Förderorganisationen durch. Beim Thema Erasmus kann der DAAD als Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit auf eigene Datenbestände zurückgreifen. Wichtig ist dem Team von Wissenschaft weltoffen, dass grundsätzlich nur Zahlen aufgenommen werden, die kontinuierlich erhoben werden. Denn nur damit können Zeitreihen fortgeschrieben und Entwicklungen zuverlässig abgebildet werden.

Cover der Publikation "Wissenschaft weltoffen 2021"
© DAAD/DZHW

Die Publikation "Wissenschaft weltoffen" und die zugehörige Website bieten umfangreiche Daten zum deutschen Hochschul- und Forschungssystem - auch zum Download als Grafik oder Excel-Datei.

Interaktive Mobilitätsstatistiken: Flexible Diagramme mit Filterfunktion

Darüber hinaus sind die wichtigsten Zahlen zur Internationalität von Studium und Lehre in Deutschland auch über interaktive Mobilitätsstatistiken abrufbar: Auf der Website des DAAD gibt es auf je einer Unterseite Daten zu deutschen Studierenden im Ausland und zu ausländischen Studierenden in Deutschland.

Das große Plus: Die Daten sind in dieser Aufbereitung dynamisch anpassbar. So lassen sich beispielsweise Zahlen für ausgewählte Jahre im Vergleich abbilden, ebenso wie Informationen zu Ländern, Fächergruppen und Abschlussarten. Mitarbeitende von Hochschulen erhalten zu ihrem individuellen Informationsbedarf interaktive Diagramme, die wichtige Impulse für die Strategieentwicklung liefern können.

HSI-Monitor: Umfangreiches Benchmarking im Hochschulcluster

Einen bedarfsgerechten und übersichtlichen Blick auf die Internationalität deutscher Hochschulen ermöglicht das digitale Datenportal HSI-Monitor. Der HSI-Monitor bietet eine breite und verlässliche Informationsbasis und versteht sich als zentrales Datenportal und Steuerungsinstrument für evidenzbasierte, strategische Planung der Hochschulinternationalisierung. Die Zielgruppe sind vorrangig Mitarbeitende in den Hochschulen, aber auch in Ministerien und anderen Organisationen, die sich mit Hochschulinternationalität befassen.

Screenshot HSI-Monitor
© DAAD

Der HSI-Monitor erlaubt Hochschulen den Vergleich im eigenen Cluster.

Das Portal enthält vielfältige Daten zu elf Themenbereichen mit 150 Indikatoren und über 600 Diagrammen. Die Themenfelder umfassen:

  • Internationale Studierende
  • Internationale Promovierende
  • Internationales Personal
  • Erasmus-Mobilität
  • International ausgerichtete Studiengänge
  • Internationale Hochschulkooperationen
  • Internationale Publikationen
  • Förderungen des DAAD
  • Förderungen der AvH
  • DFG-Projekte an Hochschulen
  • Drittmittel der EU

Die Daten aus dem HSI-Monitor können Nutzerinnen und Nutzer selbstständig zusammenstellen. So gibt es für jedes Diagramm Einstellungsoptionen. Mitarbeitende von Hochschulen können damit aus dem gesamten Datenpool den Ausschnitt eingrenzen, der für sie interessant ist.

Seit Sommer 2021 sind individuelle Zugänge für autorisierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschulen verfügbar, über die Daten der eigenen Hochschule und relevante Vergleichswerte eingesehen werden können. So lässt sich zum Beispiel feststellen, ob die Hochschule mit ihrem Anteil an ausländischen Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern in ihrem jeweiligen Hochschulcluster über- oder unterdurchschnittlich abschneidet. Die Zahlen lassen sich so weit herunterbrechen, dass auch gezieltere Abfragen möglich sind. Hat eine Hochschule etwa in Indien stärkere Rekrutierungsmaßnahmen ergriffen und daraufhin steigende Einschreibungen indischer Studierender verzeichnet, lässt sich über den HSI-Monitor prüfen, ob diese Entwicklung tatsächlich auf die Marketingaktivitäten zurückzuführen ist oder ein allgemeiner Trend vorliegt.

HSI-Monitor macht Erfolge und Lücken sichtbar

Britta Piel ist Nutzerin der ersten Stunde und greift von Beginn an regelmäßig auf die Daten des HSI-Monitors zurück. Als Leiterin des Center for International Cooperation ist sie für die strategische Internationalisierung der Freien Universität Berlin mitverantwortlich. Die Zahlen aus dem HSI-Monitor helfen ihr dabei: "Strategieentwicklung muss durch Zahlen belegbar sein. Zwar kann ich auf meine eigenen Daten zugreifen und mich über positive Tendenzen freuen, ohne den Vergleich innerhalb meines Hochschulclusters fehlt mir aber die Objektivierbarkeit. Dadurch werden manchmal Lücken sichtbar, aber – durch Zahlen belegt – ist das eine wichtige Argumentationshilfe bei der Entwicklung neuer Programme und Ideen."

Online-Vortrag

Am 21. Juli 2021 hat GATE-Germany einen interaktiven Online-Vortrag zur Funktionsweise des HSI-Monitors angeboten. Die Aufzeichnung finden Sie in unserem Vortragsarchiv.

Aktuell fragen Nutzerinnen und Nutzer im HSI-Monitor sehr häufig Zahlen zur Studierendenmobilität ab. Ein Thema, das durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie an Relevanz gewonnen hat. Britta Piel interessiert sich für alle Zahlen rund um Studierende und Forschende. International ausgerichtete Studiengänge und die Forschungsförderung spielen für sie ebenfalls eine wichtige Rolle. "Die Zahlen im HSI-Monitor sind so gut grafisch aufbereitet, dass ich nichts mehr damit tun muss. Das Tool nimmt mir sehr viel Arbeit ab", schildert sie.

Bildungssystemanalyse individuell: Der Blick auf die Welt

Die Bildungssystemanalyse des DAAD – kurz BSA – führt statistische Daten zu Bildungssystemen weltweit mit ausführlichen Erläuterungen von Bildungsexpertinnen und -experten vor Ort zusammen. Die Daten aus den Bereichen Bildung und Wirtschaft stammen überwiegend von der UNESCO, der Weltbank oder vom Statistischen Bundesamt. Die Erläuterungen zu den Daten werden meist von den Außenstellen und Informationszentren des DAAD geschrieben. In einzelnen Ländern ohne entsprechende Vertretung werden DAAD-Lektorinnen und -Lektoren vor Ort angefragt, Informationen zu liefern. In der DAAD-Zentrale in Bonn werden alle Texte nochmals redaktionell bearbeitet. Daraus entsteht für eine Vielzahl von Ländern jeweils ein umfangreicher Bericht, in dem alle relevanten Informationen zum jeweiligen Bildungssystem enthalten sind:

  • Rahmenbedingungen des Bildungssystems
  • Hochschul- und Bildungswesen
  • Internationalisierung und Bildungskooperationen
  • Empfehlungen für deutsche Hochschulen
  • Länderinformationen und praktische Hinweise

Derzeit sind 44 aktuelle Berichte, von Ägypten bis Vietnam, abrufbar.

Eine interaktive Umsetzung dieses umfangreichen Datenpools ist die Bildungssystemanalyse individuell (BSAi), ergänzt durch die Bildungssystemanalyse – Daten und Diagramme. Mit letzteren lassen sich alle Diagramme der BSA auf den eigenen Bedarf hin konfigurieren. So können Nutzerinnen und Nutzer bis zu zehn Länder und dazu ein spezifisches Interessengebiet gezielt auswählen. Sie erhalten als Ergebnis ein Diagramm, das sie im Rahmen einer Creative-Commons-Lizenz frei für ihre Zwecke verwenden dürfen.

Internationale Kooperationen vorbereiten und planen

Die BSAi hilft bei einem umfassenderen Ländervergleich: Hochschulmitarbeitende können auch bei diesem Tool bis zu zehn Länder auswählen. Zudem können sie im zweiten Schritt aus allen Themenfeldern der BSA diejenigen hinzufügen, die für sie von Bedeutung sind. Sie erhalten passend zu ihrer individuellen Auswahl ein PDF mit allen relevanten Texten, Zahlen und Diagrammen des Ländervergleichs.

Die Daten sind besonders interessant, wenn Hochschulen beispielsweise neue Kooperationen mit ausländischen Hochschulen eingehen möchten. Über die BSAi erhalten sie Informationen rund um den Status quo des ausländischen Bildungssystems und zur Qualität der Lehre.

Screenshot Bildungssystemanalyse individuell
© DAAD

In der BSAi können sich Hochschulmitarbeitende einen individuellen Ländervergleich mit den für sie relevanten Informationen zusammenstellen.

Dr. Claudia Nospickel vom Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi) im DAAD weiß, dass die Berichte trotzdem manchmal noch Fragen offenlassen. In diesen Fällen empfiehlt sie, sich direkt an das Kompetenzzentrum zu wenden: "Wir können mit der BSAi und den BSA Daten und Diagrammen bereits viele Informationen liefern. Trotzdem passt es manchmal doch nicht so ganz. Schließlich sind die Rahmenbedingungen für den Aufbau internationaler Kooperationen individueller und komplexer, als es standardisierte Berichte allein erfassen können. Mitarbeitende aus International Offices können sich auf der Suche nach geeigneten Zielländern und Partnerhochschulen vom Kompetenzzentrum persönlich beraten lassen." Auf der Website gibt es dafür ein Kontaktformular, Beratungstermine können auch per E-Mail an kiwi(at)daad.de oder über eine Hotline vereinbart werden.

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shapecharge/iStockphoto

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